Sicherheitsventile schützen - Interview mit David Breil

25.10.2016

Sicherheitsventile bieten Schutz gegen Überdruck durch gezieltes Abblasen von Dämpfen und Gasen. David Breil, Produktspezialist beim deutschen Hersteller WITT, gibt Auskunft zu diesen Armaturen.

Herr Breil, für wen sind Sicherheits- oder Abblaseventile wichtig?

Für alle, die druckbeaufschlagte Systeme, Komponenten oder Anlagen betreiben. Ganz klassisch werden die Ventile an Gasdruckbehältern oder Ringleitungssystemen montiert, die beispielsweise mit 16 oder 25 bar Betriebsdruck arbeiten. Hier bieten Sicherheitsventile echte Unfallverhütung und greifen ein, bevor Überdruck zum Unglück für Anlagen und Personen wird.

 

Wo lauert die Gefahr?

Technische Defekte sind nie auszuschließen. Ein Überdruck kann sich schnell aufbauen und die Berstgrenze des Materials überschreiten. Sicherheitsventile sind so etwas wie die letzte Instanz zur Vermeidung eines Schadens.

 

Also benötigt man Sicherheitsventile nur bei höheren Drücken?

Ganz und gar nicht. Auch, wenn mit niedrigen Drücken gearbeitet wird, etwa unter 500 mbar, können Überdrücke unerwünschte Folgen haben. Hier geht es weniger um Leib und Leben, dafür um Auswirkungen auf die Produktqualität oder die eingesetzten Geräte. Ich spreche hier von Anwendungen wie Transportbehälter für hochempfindliche High-Tech-Produkte, Isolatoren- und Gloveboxsysteme oder Industrieöfen mit Schutzatmosphäre. Schon geringe Druckschwankungen gefährden den Prozess. Gerade in diesem Bereich können sensible Witt Ventile der AV Baureihe mit Öffnungsdrücken ab 5 mbar ihre Stärken ausspielen.

 

Wie funktioniert so ein Sicherheitsventil?

Die besseren Ventile sind federbelastet und wirken direkt. Das heißt, sobald der eingestellte Öffnungsdruck erreicht ist, gibt ein Federelement nach und öffnet das Ventil und bläst ab. Nach dem Druckausgleich schließt es selbsttätig. Bei einem erneuten Druckanstieg spricht es wieder an.

 

In welchem Druckbereich sind die Ventile verwendbar?

Speziell die Sicherheitsventile von Witt decken einen sehr weiten Betriebsbereich ab. Der Öffnungsdruck ist je nach Modell zwischen 5 mbar und 45 bar einstellbar. Somit lassen sich selbst minimale Druckanstiege erfassen. Das ist wie gesagt wichtig bei der Absicherung hoch empfindlicher Anlagen oder Gehäuse. Gleichzeitig besitzen sie eine große Abblaseleistung von bis zu 970 m³/h bei Temperaturen von -60 bis +270 °C. Ventile von Witt können übrigens lageunabhängig eingesetzt werden. Der Öffnungsdruck ist zum Betriebsdruck der Anlage werksseitig frei einstellbar. Lediglich im Millibarbereich muss die geplante Einbaulage vorher bekannt sein.

 

Sie bieten als Besonderheit TÜV-geprüfte Ventile an, warum?

Grundsätzlich prüft Witt die gesamte Produktion vor der Auslieferung Stück für Stück. Durch die TÜV-Einzelabnahme wird der eingestellte Öffnungsdruck zusätzlich quasi amtlich bestätigt. Aufgrund unserer Zertifizierung nach Druckgeräterichtlinie ist diese Einzelabnahme für viele unserer Modelle obligatorisch. Doch auch für alle Modelle im geringeren Druckbereich bieten wir diesen Service an. Unsere Kunden erhalten damit ein externes Testat als zusätzliche verbriefte Sicherheit.

 

Welche Auswahlkriterien gibt es noch für Sicherheitsventile?

Wichtig ist die Gasart. Bei technischen Gasen ist Messing als Gehäusematerial der Standard. Aggressive und korrosive Medien erfordern zumeist Edelstahlarmaturen, beispielsweise zur Absicherung von Biogasanlagen. Aluminium steht ebenfalls zur Wahl. Neben dem Gehäuse muss auch die Dichtung angepasst werden. Passend zur Gasart stehen verschieden Werkstoffe zur Verfügung.

 

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